1. Kapitel, in dem der Superheld Dunkelziffer ungerechterweise verhaftet wird und in die Mühlen des eigenen Gesetzes gerät

 

Szene 2a: DZ denkt

 

Dunkelziffer:

Ich bin in einem Verhörzimmer.

Meine Füße sind in Ketten, mein Rüssel ist außer Funktion, meine Rüstung ist weg, hätte ich bloß bessere Unterwäsche angezogen

Vor mir stehen zwei Polizisten,

der eine offensichtlich gut, er trägt eine Willkommensblume, (Spot auf guten Bullen)

der andere erkennbar böse. Den Bösen erkenne ich, er ist mein Kollege: Schmidt.

 

Erzähler:

Schmidt ist der gemeinste bei der Superheldentruppe Noblesse. Er kann jede Gemeinheit, die in seiner Gegenwart stattfindet, verdoppeln und zurückgeben.

Außerdem kann er alte, auswendig gelernte Bosheiten jederzeit wieder abrufen und dadurch auch Verbrechen ahnden, die niemals stattfanden.

Bei einem Attentat verlor er einst sein Gewissen, was seine Fähigkeiten noch maximierte.

Das machte ihn zu einem großartigen Folterer und Innenminister.

Szene 2b: Verhör

 

guter Bulle:

Ich wünsche einen guten Tag, Herr Dunkelziffer. Hübsche Unterwäsche.

 

böser Bulle (Schmidt):

doch es wird ein böser Tag, Dunkelziffer. Ich finde deine Unterwäsche krank.

 

Dunkelziffer:

Ihr spielt wohl guter Bulle böser Bulle.

 

guter Bulle:

Nein, auch ich bin böse, aber ich bin witzig.

 

Dunkelziffer:

Ah.

 

guter Bulle:

Hahahahaha

 

Schmidt:

Hahahahaha

 

Freeze Situation, Drehung der Szene um 90°

 

Schmidt:

Blabla, viele Häuser kaputt, darunter auch Häuser von Royal, sie erinnern sich, Royal unser gelobter Führer, von Prismas Gnaden.

 

Dunkelziffer:

Schmidt. Du machst Witze. Alles gehört Royal. Es geht immer was kaputt.

 

Schmidt:

Still. Ich habe bereits erste, grobe Pläne ihrer Nervenbahnen durchgesehen und sie tragen keine Rüstung, also schweigen sie besser, damit ich mein neu erworbenes Wissen nicht schon jetzt an ihnen erproben muss.

Sehen sie, ich kann beispielsweise ihre Zunge lahm legen. Genug geplaudert.

Weiter im Schuldregister:

Eigentum zerstört, Kleidung von Teamkollegen vorsätzlich gefährdet, Angst und Schrecken mit Quote 8 verbreitet, und das sind nur die inoffiziellen Messungen.

Ohne Pass stehen sie nicht mehr unter dem Schutz von Noblesse und ihrer Versicherung. Auch der Import-Export-Sender wird sie so nicht mehr unterstützen, wie sie sicherlich bereits geahnt haben.

Da wir gerade dabei sind, kündige auch ich hiermit offiziell unsere Freundschaft, und gebe ihnen ihre lächerliche Schallplatte zurück, damit mir da nichts privates im beruflichen Wege steht, wofür sie sicherlich Verständnis aufbringen.

Ah, sie haben die Verständniserklärung bereits unterschrieben. Bestens. Ganz schlimme Schrift, aber, na gut, sie sind ja gefesselt und man ist ja kein Unmensch.

Die Noblesse Tätowierung wird ihnen in den nächsten Tagen im Gefängnis entfernt bzw. überbrannt. Aber keine Sorge. Kein Gefängnis ohne Verhandlung. Die Verhandlung ist ja immer das schönste. Wir warten eigentlich nur noch die Meinungsumfragekorrekturen ab.

Kommen sie mit. Jetzt messen wir ihre Grenzen aus. Ich freu mich schon und sie?

 

Und laufen sie gerade und sprechen sie mich nicht an, sonst aktivieren sie da womöglich etwas, das sie nie wieder loswerden.

Haha, und sehen sie, auch ich kann witzig sein.

Weiter!

Das ist jetzt rein hypothetisch: Sollten wir uns noch mal treffen und sie dürften reden, was so wahrscheinlich niemals mehr vorkommen wird, aber falls doch, dann wäre mir lieber, sie würden mich nicht mit „du“ ansprechen. So etwas macht mich nachhaltig zornig. Wir sind ja keine Freunde. Ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie verstanden haben.

Dunkelziffer, sie haben ja Angst.

Haha. Herzlich willkommen auf der anderen Seite des Folterkomplexes.

 

Szene 3: Herr Schmerz

 

abends ganz pünktlich

kommt mit dem Hammer

kommt mit seinem Hammer

kommt der Herr Schmerz

abends ganz pünktlich

spricht er ganz deutlich:

komm, lass mich rein,

und schiebt sich durch die Tür bereits.

 

Klopf, klopf,

und schiebt sich durch die Tür bereits.

Klopf, klopf,

und schiebt sich durch die Tür bereits.

Klopf, klopf,

und schiebt sich durch die Tür bereits.

Klopf, klopf,

klopft mit dem Hammer.

 

poch poch,

so schlägt der Rhythmus

klack klack,

schlag ich zurück.

poch poch,

durch Haut und Knochen

poch poch,

durch tiefen Ton

sehr langsam, konsequent und Stück für Stück

und auch zum Glück

kommt später alles wunderschön,

 

(REF)

 

Mit seinen kleinen, stumpfen Scheren

pflügt er mir tief ins Gesicht

Er lässt es klopfen und vibrieren.

Eine Pause macht er nicht.

Er spielt den tiefen Contrabass

Während er ganz deutlich spricht:

 

(REF)

 

2. Kapitel, in dem Dunkelziffer die erste Etage des Abwärtsbunkers und einen Kerl namens K kennen lernt

 

Szene 4: Dialog erste Etage DZ Wärter

 

Wärter:

Herzlich willkommen im Gefängnis Abwärtsbunker. Ich bin ihr Wärter auf der ersten Etage.

 

Dunkelziffer:

Im Gefängnis? Aber ich hatte noch nicht einmal eine Verhandlung.

 

Wärter:

Doch, die hatten sie.

 

Dunkelziffer:

Aber dann müsste ich mich doch daran erinnern können.

 

Wärter:

Nein, natürlich nicht, denn diese Verhandlung war unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und da sie Teil der Öffentlichkeit sind, wurden sie ausgeschlossen.

 

Dunkelziffer:

Ach. Wie ging es denn aus? Mein Name ist Dunkelziffer.

 

Wärter:

Das kann ich ihnen nicht sagen, denn die Verhandlung kann leider nicht mehr eingesehen werden, sie wurde versehentlich gelöscht.

 

Dunkelziffer:

Und wie geht es jetzt weiter?

 

Wärter:

Kopf hoch. Da kann man nur abwarten.

Wünsche ihnen noch einen schönen Aufenthalt. Werden sie ein besserer Mensch.

Hier ist ihre Information als mp73.

Immer mir muss das passieren. Verflixte Technik. Na!

So geht das nicht. Ich mache das automanuell.

 

Szene 5: mp73

 

Zwicka Pick:

Im Abwärtsbunker wird nämlich jeder Gefangene von Tag zu Tag ein Stockwerk tiefer verlegt. Damit spart sich der Gefangene das Zählen der Tage, da die Nummer des Untergeschosses die genaue Aufenthaltszeit in Tagen anzeigt.

 

Keiner kommt hier jemals wieder raus. Nicht einmal tot. Wer tot ist, hilft in der Küche mit, wenn sie mich verstehen.

 

Jedes Stockwerk ist anders, als Teil des staatlichen Mentalgesundheitsprogramms, das aus unseren Insassen bessere Menschen machen soll, und je weiter man runter kommt, um so besser wird der Mensch. Schöne Idee, nicht wahr?

 

Niemand weiß, wieviel Stockwerke es tatsächlich gibt.

Für die Wärter der untersten Ebenen lohnt es sich jedenfalls nicht mehr an die Oberfläche zurück zu kommen, da ihr Jahres-Urlaub nicht ausreicht, um nach oben und wieder zurückzugelangen. Der Weg wäre eigentlich durchaus zu bewältigen, allerdings kosten die massiven Sicherheitsvorkehrungen zu viel Zeit und auch Geld.

Und wer sich verspätet, ist schnell Job und Familie los. Deshalb hört man von unten nichts als jammern und klagen!

 

…und das nicht nur von den Wärtern!

 

Szene 6: Nachricht erste Etage

 

Erzähler:

Da stand Dunkelziffer nun, ohne Rüstung, ohne Waffen, mit funktionslosem Rüssel in furchtbarer Unterwäsche, auf der ersten Etage des Gefängnisses Abwärtsbunker und wartete auf seine erste Operation. Man gab ihm eine Nachricht, die sagte:

 

Nachricht:

Sie befinden sich auf Etage 1, diese Etage ist eine rein medizinische. Halten sie sich bereit. Seien sie kooperativ. Widerstand ist nicht erwünscht. Bleiben sie nüchtern. Sie werden gleich operiert. Zu ihrer Teilnahme stimmen sie automatisch zu.

 

Erzähler:

Dann zerstörte sich die Nachricht selbst und verletzte Dunkelziffer.

 

Dunkelziffer:

Ah!

 

Erzähler:

Jahre später sagte die Nachricht, es täte ihr Leid, sie hätte damals den Text mit der Selbstzerstörung als nicht ausgereift empfunden und daher einfach weggelassen.

Nachrichten! Man kann ihnen einfach nicht trauen!

 

Szene 7: OP

 

Dunkelziffer:

Als ich auf der ersten Etage zum ersten mal operiert wurde, und man mir versprach, wenn ich reden würde, gäbe man mir ein wirksames Schmerzgegenmittel, redete ich soviel, dass mir die Geschichten auszugehen drohten.

Ich erzählte von Dingen, die ich unter Umständen nie erlebt hatte. Und ich erzählte von den Einsätzen, von meinen großen Tagen bei Noblesse, bis ich nichts mehr wusste.

 

Man machte Witze und sagte mir, ich solle einfach erzählen, was mir gerade einfällt. Sie würden alles schon mitschneiden und neu sortieren.

Die Geschichten würden zunächst nur als Buch veröffentlicht. So soll die aufwendige Operation im Nachhinein finanziert werden.

 

Und so beschrieb ich detailliert alle schmutzigen und sauberen Gesetzeskonflikte, die Noblesse und all seine Mitglieder jemals begangen hatten.

Ich verriet katastrophale Schreibschwächen, berichtete von Manipulationen an der öffentlichen Zeitachse und von abartigen Praktiken im Teilprivatsektor.

 

Am Ende waren dann doch alle zufrieden.

Ich bemerkte, dass alle Geschichten, die ich ihnen erzählt hatte, wie aus meinem Gedächtnis gelöscht waren.

 

Wenn mir die Geschichten ganz ausgehen sollten, müsste ich von meinem letzten Wissen über meine Körperfunktionen sprechen. Das wäre fatal.

Meine Kontonummer ist auch weg, falls ich überhaupt jemals ein Konto hatte.

 

Ich traf einen Kerl namens K. Wir tauschten unsere Zellennummern aus. K. ist ein verschlossener Typ, der in allem nur das schlechte sieht. Er schätzte unsere Zukunft als verhältnismäßig hoffnungslos ein. Ein prima Kerl dieser K.

 

Ich sah, wie sie K. holten, um ihn zu operieren. Was er ihnen wohl alles erzählte?

 

Szene 8: K Halbherz

 

Erzähler:

K. hatte bei der Operation auf der ersten Etage unter anderem erzählt, dass er immer noch bedrückt sei, weil er besessen gewesen wäre von einem Dämonen namens Turmalin. Er hätte seinen Körper gemietet.

So bekam K einen Termin in einer Psychogruppe für traumatisierte Mietmenschen.

 

Um mal wieder ein bisschen unter die Menschen zu kommen, überlegte er, danach ein wenig durch die verschiedenen Büros der zahlreichen, dort ansässigen Psychogruppen zu schlendern und eventuell den einen oder anderen Menschen zu treffen, um mit ihm dann eine Tasse Kaffee zu trinken und sich gegenseitig das Herz auszuschütten.

 

Der erste Menschenähnliche, auf den er traf, wollte genau das Gegenteil.

Er schüttete den Kaffee aus

und versuchte sein Herz zu trinken,

was ihm aber nur zum Teil gelang, da ein Gerechtigkeitsquader in der Nähe war

und sofort zu Hilfe kam und dem Menschenähnlichen verbot, mehr als die Hälfte zu trinken.

 

Der Quader erklärte, dass K. ab jetzt die Berechtigung hätte, auch noch in die Psychogruppe für Halbherzige zu gehen, rein medizinisch stünde dem nichts im Wege.

 

Doch er war halbherzig und konnte sich nicht entscheiden und so verschenkte er die Möglichkeit an den nächstbesten, was bedeutet, der Quader wird dem nächsten, den er rettet, ein doppelt so gutes Angebot gemacht haben.

 

Verwirrt und einsam zog K. weiter. Außerdem hatte er nun überhaupt keine Lust mehr auf Kaffee. Er ging zurück in seine Psycho- Zelle und bemerkte, dass er bedeutend leichter wurde durch das Ausgetrunkenwerden.

Er fragte sich, ob man das Herz wohl ein weiteres Mal halbieren kann.

 

3. Kapitel, in dem Dunkelziffer einen unbeliebten Sprücheklopfer kennen lernt, und in dem zu bereits existenten Plänen ein neuer hinzukommt und in dem an einen von Dunkelziffer eingesperrten harten Steuerburschen erinnert wird.

 

Szene 9a: Psychoetage Nachricht

 

Nachricht:

„Sie befinden sich auf Etage 2, diese Etage ist eine rein Psychologische. Halten sie sich bereit. Seien sie kooperativ. Verbaler Widerstand ist teilweise erwünscht.

Ich zerstöre mich nun selbst. Abstand halten.“

Szene 9b: Psychoetage Wärter

 

Dunkelziffer:

Wohl noch nie einen Rüssel mitten im Gesicht gesehen!

 

Wärter:

Rüssel? Nein. Aber noch nie so eine große Fleischwunde mitten im Gesicht gesehen. Sie hatten einen Rüssel? Den hat man ihnen vermutlich herausgerissen, was bestimmt weh tat und tut. Bestimmt konnten sie einige Kunststückchen damit. Schade, die werde ich jetzt wohl nie sehen. Ja, die besten Sachen kommen meistens nicht an der ersten medizinischen Etage vorbei. Die Wunde sollten sie aber besser verbinden, da kann sich schnell etwas entzünden.

 

Dunkelziffer:

Aber meine Hände sind gefesselt.

 

Wärter:

Ja, das ist tragisch. Ich denke, man wird ihnen irgendwann die Fesseln abnehmen oder abnehmen lassen, wenn es dann noch nicht zu spät ist.

 

Dunkelziffer:

Könnten sie nicht vielleicht helfen?

 

Wärter:

Nein, so etwas kann ich nicht. Und wenn ich ein wenig recherchierte, fände ich sicher bald heraus, dass es mir sogar verboten ist.

Ich wünsche ihnen wirklich, wirklich alles Gute.

 

Szene 10: Dritte Etage Karl Klebebart kommt

 

Erzähler:

Am dritten Tag kam Dunkelziffer auf eine Freundschaftsstation, wo Gefangene, die weder farblich noch in Gedanken zusammenpassen, zueinandergesperrt wurden, um etwas über Freundschaft zu lernen. Zu Dunkelziffer wurde ein unbeliebter Sprücheklopfer gesperrt: Karl Klebebart.

Das kam Dunkelziffer dennoch nicht ungelegen, da er Geschichten für seine tägliche Folter brauchte. Und Karl Klebebart redete viel, sehr viel…

 

Karl Klebebart:

Ich nehme das große Bett

 

Klapp-Duo-Battle

 

 

Jingle: Die verrückten Geschichten und Abenteuer von Karl Klebebart

 

Karl Klebebart:

Wie ich die Sonne wieder anschaltete

Es gab eine plötzliche Sonnenfinsternis, aber ich reagierte schnell. Ich machte eine kleine, aber mächtige Handbewegung. Sofort war das Sonnenlicht wieder da. Niemand hatte bemerkt, dass die Sonne kurz verschwand, da ich ja glücklicherweise rechtzeitig beherzt eingriff. Ich möchte diese Situation nicht überbewerten, aber mein heldenhaftes Eingreifen wollte ich doch nicht unerwähnt lassen, da ich wegen der allgemeinen Unaufmerksamkeit schon ein bisschen sauer war.

Sollte so etwas noch mal passieren, dachte ich mir, lass ich die Sonne erst mal aus und warte bis alle mich auf Knien anbetteln, dass ich die Sonne doch bitte wieder scheinen lassen möge.

Erst dann sag ich „OK“ und mache eine kleine, aber mächtige Handbewegung.

 

(fast forward)

 

Es stellte sich damals heraus, dass ich laut Meinungsumfragen gar kein Superheld mehr war, und dass ich Dank der weiblichen Wählerinnen sogar in den Superschurkenbereich gerutscht war, nachdem mir verschiedene Spaßverbrechen angedichtet wurden.

Noblesse erkannte damals in mir einen Freund, der verhaftet werden musste, was ich nicht gut fand. Ich schwor Rache und zog ganz offen in Erwägung,

auch nach einer langjährigen Haftstrafe von diesem Schwur nicht abzukommen

und dann immer noch einen gewaltigen Rachedrang zu verspüren

und zusätzlich schlechtes Karma zu verbreiten.

 

Dunkelziffer:

Karl?

 

Karl Klebebart:

Bei Noblesse war man schon immer offen für gute Argumente, und anstelle von Gefängnis, schickte man mich zur Verbrecherorganisation Harter Aufprall, wo per Meinungsumfragen diskreditierte Ex Helden das Verbrechenshandwerk erlernen können, ohne dabei vorher auf die schiefe Bahn geraten zu müssen.

 

Dunkelziffer:

Karl?

 

Karl Klebebart:

Danach war ich Kandidat der Reha-Show „Folterkomplex sucht den Superhelden“ FKSDS. Die Sendung konnte sich aber nicht durchsetzen, wegen des schäbigen Konzeptes und der saudummen Abkürzung. Also mussten die Container geräumt und die Kandidaten anders untergebracht werden und hier bin ich. Jetzt hab ich völlig umsonst den Freiheitstanz einstudiert und mir elektrische Augenbrauen verpassen lassen.

 

Dunkelziffer:

Karl?

 

Karl Klebebart:

Ja.

 

Dunkelziffer:

Kannst du das noch mit der Sonne?

 

Karl Klebebart:

Ja.

 

Dunkelziffer:

Auch wenn wir das hier drinnen nicht mitkriegen: Mach doch mal. Knips denen da draußen die Sonne aus!

 

Karl Klebebart:

Hörst du nicht zu? Ich kann sie nur anschalten, nicht abschalten.

 

Dunkelziffer:

Oh…schade…

Karl Klebebart, wir müssen hier raus! …Und ich weiß auch wie.

Erst schlaf ich aus, dann mach ich einen Plan, dann breche ich aus,

dann ziehe ich jemanden zur Rechenschaft, dann stürz ich den Tyrannen,

dann verändere ich das System,

dann zeig ich allen was Gerechtigkeit ist und dann schlaf ich erst mal aus.

…Was wollte ich als erstes?

 

Karl Klebebart:

Ausschlafen.

Gute Nacht, Dunkelziffer.

 

Dunkelziffer:

Gute Nacht, Karl.

Szene 11: ganz woanders Allegro

 

Erzähler:

Zur selben Zeit, ganz woanders, nämlich in einem vergessenen Kerker eines geheimen Untergeschosses der gigantischen Sportanlage des Folterkomplexes saß ein aus Spaß eingesperrter Gefangener: Allegro.

 

Allegro war ein unschuldiger Bürokrat, der bei seiner Arbeitssuche an Dunkelziffer geriet. Allegro kam mit ehrenvollen Absichten. Er wollte im Namen Prismas für Noblesse Verbrechen und Leichen zählen und sie in mathematische Zusammenhänge bringen, außerdem hätte er auch die Steuern gemacht.

Allegro hatte mit Dunkelziffer ein ganz normales Erstlingstraining absolviert. Dunkelziffer hatte ihn – nur zum Spaß – bestraft und eingesperrt und wollte ihn zum nächsten Training eigentlich wieder frei lassen, um ihn dort den andern Noblesse Mitgliedern als harten Steuerburschen zu präsentieren, den man eigentlich nur noch mit allen Wassern waschen müsste.

Doch dazu kam es nicht, da Dunkelziffer vorher ins Gefängnis Abwärtsbunker gesteckt wurde und dadurch das nächste Training verpasst hatte.

 

Allegro:

Verflixt.

Eingesperrt und vergessen worden.

Verdammter Dunkelziffer!

 

Erzähler:

Aber als Glück im Unglückspilz hatte Allegro während seiner Gefangenschaft immerhin eine große Kiste mit Büromaterial gefunden.

 

Allegro:

Unglaublich! Alles da, was ich brauche. Falls ich hier etwas totes finde, kann ich es tatsächlich lückenlos archivieren. Da bräuchte ich nur noch ein paar Ordner…

Donnerwetter! Ordner!

 

4. Kapitel, in dem Dunkelziffer kennengelernte Kerle besser kennenlernt und einen Fluchttrainingsplan entwirft, der auf einem bereits bestehenden Fluchtplan basiert, der auf einer Legende beruht, die hoffnungsfroh um die 57. Etage rankt und in dem Allegro den Feind fürs Leben findet

 

Szene 12: K kommt dazu, Selbstmörderhymne

 

Wenn ich tot bin

Schlaf ich aus

Ich geh nicht mehr

Aus dem Haus

Werd mich nicht mehr verbiegen

Ich bleibe einfach liegen

Und ich träum in Saus und Braus

 

Wenn ich tot bin,

ist’s geschehn

werd die Sonne

nie mehr sehn

dann werd ich nichts mehr essen

und werde nie mehr was vergessen

und vielleicht die Welt verstehn

 

Das ist die Selbstmörderhymne.

Das ist die Selbstmörderhymne doch

Alle, die sie singen, leben noch

 

Dunkelziffer:

Was ist das? Wer macht diese Musik?

 

Karl Klebebart:

Das ist K. Er wurde zu uns verlegt.

Sie haben ihm sein Schreibzeug genommen und ihm eine Gitarre aufgezwungen.

 

Dunkelziffer:

Eine Gitarre?

K, sei nicht so deprimiert! Ich bring uns hier raus!

 

Wenn ich tot bin,

ist’s vorbei

mit Gewalt und

Barbarei

dann kann ich nicht mehr sterben

und man kann mich nicht mehr bewerben

und ich brauche kein O2.

 

Das ist die Selbstmörderhymne

die Selbstmörderhymne

Das ist Selbstmörderhymne, doch

Alle, die sie singen, leben noch

 

Szene 13: Wasserhahn Erklärung 57. Etage

 

Es ist der Traum eines jeden Gefangenen, eines Tages auszubrechen.

Und es gibt eine Legende, die besagt, dass der Architekt des Abwärtsbunkers Schaub vor Hunderten von Jahren selbst verurteilt und in sein eigenes Gefängnis gesteckt wurde. Schaub kannte den kürzesten Weg zu einem Belüftungssystem, das in die Freiheit führt oder in die Nähe davon. Er begann der Legende nach einen Tunnel auf der 57. Etage und gilt damit als der Erfinder der Gefängnislotterie.

 

Jeder Gefängnisinsasse lernt diese Geschichte im Laufe seiner Haft kennen, und gräbt an seinem 57. Gefängnistag, falls er zufällig in der richtigen Zelle sitzt, für sich oder für den Glücklichen, der am Tag des Durchbruchs tatsächlich auf der 57. Etage ist und dann in der richtigen Zelle sitzt.

Diese Informationen wurden per Morsealphabet von Etage zu Etage geklopft, bis dann allerdings ein Stümper inhaftiert wurde, der das Alphabet nicht kannte, weshalb diese und alle weiteren alten Geschichten verloren gingen für die, die nach diesem Stümper eingekerkert wurden.

Ein Wunder, dass sich die Legende überhaupt weiterverbreiten konnte.

 

Die Wärter wussten nichts von dieser Legende, da sie sogar heute noch das Morsealphabet für eine rhythmische Eigenart der violetten Gefangenen halten.

 

Stimme:

Etagenwechsel in 10 Minuten

 

Vor-Folter-Klapp

 

Stimme:

Etagenwechsel in einer Minute

 

Szene 14: Folter Schatten

 

Erzähler:

Die nachfolgende Szene beinhaltet Folterpraktiken, die so grausam wirken, dass wir sie nur schematisch darstellen werden.

 

Sie wurde von der Redaktion des Abwärtsbunkers bearbeitet und für Menschen aller Altersklassen konsumierbar gemacht.

Sie enthält keine Gewaltdarstellungen sondern lediglich Darstellungen der Ausübung notwendiger Maßnahmen, zum Schutze des Gesetzes und zur Durchsetzung der üblichen Rechtsmittel.

Auf Persönlichkeitsrechte wurde großzügig verzichtet.

 

Aus Sicherheitsgründen bitten wir dennoch alle Kinder unter 18 Jahren, für einen kurzen Moment wegzusehen.

 

Folterschattenszene

 

Nach-Folter-Klapp

 

Szene 15: So ist die Lego Etage

 

Dunkelziffer:

K., sei nicht so deprimiert!

Wir brechen aus. Das ist sicher. Und die 57. Etage ist nur eine der Möglichkeiten.

Kennst du die legendäre Lego Etage?

 

Karl Klebebart:

Lego Etage? Nie gehört!

 

Dunkelziffer:

Sollte die Lego Etage nämlich vor der 57. Etage kommen, dann brechen wir schon dort aus, und sind noch früher frei. Vielleicht ja morgen früh. Ich hab da schon ein paar Ideen.

 

Karl Klebebart:

Oh, nein! Knastmärchen!

 

Dunkelziffer:

Als ich klein war, hab ich gelesen, dass es im Abwärtsbunker eine Etage gibt, die voller Lego ist. Etliche Kuriositäten und massig Basissteine existieren dort. Damals schwor ich mir, wenn ich groß bin, werde ich ins Gefängnis gehen und auf dieser Etage den ganzen Tag lang mit Lego spielen. Und ich würde etwas aus Lego bauen, das mir hilft auszubrechen. Ich hatte deswegen monatelang Ärger mit meinen Eltern, die mich schließlich zwangen, den Wunsch zu widerrufen.

Sie waren gläubige Halbmenschen, die insbesondere an das Erfüllen von Wünschen glaubten, daher tat ich ihnen den Gefallen.

Aber nun könnte mein abgeschworener Kindheitstraum tatsächlich in Erfüllung gehen.

 

Karl Klebebart:

Die gibt’s doch gar nicht, diese Lego Etage.

 

Dunkelziffer:

Schweig, K!

 

Karl Klebebart:

Ich bin nicht K. Ich bin Karl.

 

Dunkelziffer:

Ach, ich kann euch einfach nicht auseinander halten. Immer seid ihr dagegen!

 

Szene 16: Lego Etagen Fragen und Öffentliche Belächelung

 

black

 

Erzähler:

Etage 7, gleich morgens:

Freezebild: KK hat DZ im Schwitzkasten, K liest komisch

 

Dunkelziffer:

Ist das die Lego Etage?

 

Wärter:

Nein, hier ist die schmerzorientierte Etage. Hier werden Grenzerfahrungen erlebt.

 

Dunkelziffer:

Sollen wir „Plan 57“ noch mal durchsprechen?

 

Karl Klebebart:

Ach, was bin ich plötzlich müde!

 

black

 

Erzähler:

Etage 11

 

Freezebild: DZ und KK versuchen vergeblich Karls Hantel anzuheben, Karl liest cool Kafka, Buch ist verkehrt herum

 

Dunkelziffer:

Ist das die Lego Etage?

 

Wärter:

Nein, das ist die Reinigungsetage. Hier wird das Innerste nach außen gekehrt.

 

Dunkelziffer: (zu K)

Sollen wir „Plan 57“ noch mal durchsprechen?

 

Karl Klebebart:

Ach, was bin ich plötzlich müde!

 

black

 

Erzähler:

Etage 16

 

Freezebild: alle nah beieinander, K liest aus Kafka vor, alle lachen

 

Dunkelziffer:

Ist dies die Lego Etage?

 

Wärter:

Nein, hier ist die Fehleretage. Hier bekommt ihre menschliche Korrektur den Feinschliff.

 

Dunkelziffer:

Sollen wir „Plan 57“ noch mal durchsprechen?

 

Karl Klebebart:

Ach, was bin ich plötzlich müde!

black

 

Erzähler:

Etage 40

 

Freezebild: DZ schreibt Plan

 

Dunkelziffer:

Ist dies die Lego Etage?

 

Wärter:

Ja, hier sind sie richtig. Das war einmal die Lego Etage.

Sie wurde leider abgeschafft, weil damals so viele Kinder den Wunsch äußerten, später einmal ins Gefängnis kommen zu wollen. Wir Wärter mochten diese Ebene sehr, wegen ihrer logischen Pädagogik. Ohne diese kleinen dummen Schwätzer gäbe es heute noch diese Ebene.

Stattdessen werden nun auf dieser Etage alle Pläne und Entwürfe zu Lego Waffen, die die Gefangenen schon immer anfertigten, eingesammelt und öffentlich belächelt und verbrannt.

 

Machen sie das grauenhafte Gedudel aus!

 

Aufstehen!

Vortreten!

Zurücktreten!

360 Grad Drehung!

Noch einmal bitte.

Seitstepp!

Seitstepp bäck!

Vortreten!

Zurücktreten!

Vortreten.

Zurücktreten.

Vortreten.

Zurücktreten.

Vortreten.

Zurücktreten.

Vortreten.

Zurücktreten.

 

Still gestanden!

Ordnungsposition!

Betten klappen!

In meinem Takt.

Klipp,

Klapp,

Klipp,

Klapp,

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

Klapp

Klipp

 

Oh oh oh, das war kein sauberer Takt in dem geklippt und geklappt wurde.

Aber na gut, man ist ja kein Unmensch. Man ist ja nicht einmal ein Mensch.

 

Sie! Holen sie den Feuer Eimer des Grauens! Sie werden den Quatsch verbrennen!

Sie! Machen sie sich bereit für die Kamera! Sie werden die Belächelung moderieren!

Sie! Geben sie mir ihre Lego Waffenpläne! Sie werden bestraft!

 

 

Dunkelziffer:

Ich habe keine Lego Waffenpläne!

 

Wärter:

Geben sie mir die Lego Waffenpläne. Los! Her damit!

 

Dunkelziffer:

Aber wir haben wirklich keine Lego Waffenpläne!

 

Wärter:

na, dann eben nicht. Ohne Verbrechen keine Öffentlichkeit!

 

Karl Klebebart:

Moment mal!

Heute live hier aus der 40 Etage des Abwärtsbunkers, die öffentliche Belächelung.

Mein Name ist Karl Klebebart. Sie kennen mich von FKSDS und dem weltbekannten Fitness Drama „Body and Soup“… Ich war Body, wie sie vermutlich wissen…

 

Wärter:

Los doch!

 

Karl Klebebart:

Kommen wir also zu den lächerlichen Lego Waffen Plänen eines Zellengenossen,

ich bin Karl Klebebart und habe damit nichts zu tun!

ein Atomhakenzieher! (Feuer woosh)

 

Dunkelziffer:

Neeeiiiin!

 

Karl Klebebart:

eine Uranramme! (Feuer woosh)

 

Dunkelziffer:

Neeeeiiiiin!

 

Karl Klebebart:

Und hier dachte „jemand“, es gäbe hier feuerfeste Basisplatten. (Feuer woosh)

 

Dunkelziffer:

Neeeeeeeeeeeeiiiiiiiiin!

 

Karl Klebebart:

Und mit diesem Schreibwerkzeug wurden die Pläne geschmiedet. (in Wärter Mütze werfen)

 

Dunkelziffer:

Neeeeeeeeeeeeiiiiiiiiin!

 

Wärter:

Sie beiden! Mitkommen! (K und Dz gehen mit Wärter ab)

 

Szene 17: mehr von Karl Klebebart

 

K und DZ singen und machen pompom

 

(Jingle: Die verrückten Geschichten und Abenteuer von Karl Klebebart)

Karl Klebebart:

Wie ich den größten Streit der Geschichtete erst anzettelte und dann schlichtete

Zwei Länder, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, pflegten ihre Konflikte sehr gut und hatten eine konstante Streitkultur. Man führte Kriege oder spielte Fußball gegeneinander. Alles war sehr harmonisch, bis ich eines Tages in die Runde trat und mich auf beide Seiten stellte. Alle wollten sogleich mein Freund sein, doch ich zeigte beiden nur die kalte Schulter, wobei ich wahllos mal die linke und mal die rechte Seite meiner kalten Schulter zeigte. Die Länder dachten beide, das sei die Schuld des anderen Landes und läuteten den größten Streit der Geschichte ein.

Ich wollte wirklich nicht der Urheber dieses Streits sein, also nahm ich die beiden Länder zur Seite und erklärte ihnen klipp und klar, dass ich keinerlei Interesse hätte, ein Land zum Freund zu haben, und dass sie mal schön so wie bisher weitermachen und nicht gleich den größten Streit der Geschichte vom Zaun brechen sollten.

Schnell zeigten sich die beiden einsichtig und kehrten mit roten Wangen an den Platz zurück an dem sie aufgehört hatten.

 

Jingle KK

 

Szene 18: Allegro entdeckt unendliche Kiste

 

Erzähler:

Ganz woanders machte Allegro in seinem Spaßgefängnis große Fortschritte.

Es war ihm gleich zu Beginn, als er die Kiste fand, komisch vorgekommen. Alles, was er sich gerade wünschte, schien zufällig in der Kiste zu sein.

Er hatte immer etwas zu essen gefunden, wenn er hungrig war.

Wurst

Es gab für spontane Ordnungseinfälle stets das richtige Formular,

Formular

und als er ein Nickerchen machen wollte, war da sogar eine Schlafbrille in der Kiste.

Schlafbrille

Er hatte versucht, sie komplett auszuräumen, was ihm nicht gelang, ja, nicht gelingen konnte, denn Allegro hatte die „unendliche Kiste“ gefunden.

Er ahnte, dass dies eine besondere Kiste ist, und er sehnte sich nach einer Bedienungsanleitung, die er selbstverständlich auch sofort fand.

Bedienungsanleitung

Sie lag unter dem Leselicht.

Leselicht dazu drüber

Beim Durchlesen der Anleitung wurde Allegro das Ausmaß dieser Kiste bewusst.

 

Allegro:

Die unendliche Kiste!

Diese sagenumwobene „unendliche Kiste“ kann niemals leer werden, denn sie beinhaltet absolut alles. Und vieles davon gibt es sogar doppelt zum tauschen.

Es ist eine geniale Kiste für jemanden der sammelt. Und sie ist nicht schwerer als ein Klavier.

Jeder Sammler würde für sie töten oder sogar die eigene Sammlung opfern.

Sie hat Zugang zu jeder Stelle, die es gibt, da sie ja auf alles Zugriff haben muss!

Dadurch könnte man – durch sie – zu jeder Stelle, zu der man gelangen will, gelangen!

 

Erzähler:

Mit dieser Kiste und ihrer gewaltigen Fähigkeiten und der damit entstandenen unendlichen Archivierarbeit, schien Allegro endlich den lang ersehnten Feind fürs Leben gefunden zu haben!

In diesem Moment sprang aus der Kiste eine Maxiratte.

 

Szene 19: Dialog Wärter Prisma

 

Wärter:

Glaubst du daran, dass Prisma existiert?

 

Wärter T-4:

Nein. Denn in Prisma steht geschrieben: Glaube nicht an mich.

 

Wärter:

Aber die Existenz des Buches Prisma beweist doch, das Prisma existiert.

 

Wärter T-4:

Aber wenn man sich daran hält, glaubt man nicht daran. Ich verstehe es auch nicht, aber die ersten Regeln sind unter allen Umständen einzuhalten.

 

Wärter:

So spannend unser Gespräch auch sein mag, ich muss jetzt leider arbeiten.

 

Wärter T-4:

Kennen sie den Witz, mit dem Roboter, der mit einem Menschen streitet, und der dann immer falsche Antworten gibt, und es selbst gar nicht merkt, und der völlig irrational handelt und am Ende dann stirbt?

Also:

Ein Roboter streitet mit einem Menschen.

Der Mensch gibt immer falsche Antworten.

Der Mensch merkt es selbst gar nicht.

Der Mensch handelt völlig irrational.

Am Ende stirbt er.

Haha hahaha.

 

Oh, Oh, Oh! Jetzt hab ich mich kaputt gelacht!

 

5. Kapitel, in dem das Geheimnis um die 57. Etage gelüftet wird und mindestens zwei Geschöpfe daran arbeiten fliehen zu können

 

Szene 20: Fluchtversuch auf Etage 57:

 

Nachricht:

Sie befinden sich auf Etage 57, diese Etage ist zum Ansporn, ein besserer Mensch zu werden. Benutzen sie bitte die Trainingsgeräte und legen sie sich eine Stromverbindung. Wir produzieren hier Energie auf hohem Standart. Um die neu gewonnene Energie nicht für Explosionen zu verschwenden, zerknüllen sie mich bitte und werfen mich weg.

 

Erzähler:

Die ersten Stunden waren für alle sehr enttäuschend. Nichts als Schmerzen und verplemperte Zeit. Als dann endlich die unbeaufsichtigte Phase gekommen war, waren Dunkelziffer, Karl Klebebart und K. völlig erschöpft aber immerhin frisch geduscht.

 

Dunkelziffer:

Sofort alles nach Tunneln absuchen!

 

Hier! Hinter dem Versteck, das der Wand verblüffend ähnlich ist, ist tatsächlich ein angefangener Fluchttunnel!

 

Phantastisch! Ich wusste es! Wir sind in der richtigen Zelle gelandet!

Da! Ein Schild: „Denkt daran, wenn es nicht klappt, zehn Minuten vor Etagenwechsel wieder aufzuräumen. Gefängnislotterie. Immer schön fair bleiben.“ Machen wir. Hahaha.

 

Karl Klebebart:

Seht mal die ganzen Zettel. Das sind wohl Nachrichten von all denen, die vor uns hier waren und es auch nicht geschafft haben.

 

Dunkelziffer:

Aber wir schaffen das! Wir schaffen das!

 

Karl Klebebart:

Ich les mal.

„Gratulation von der 58.! Unsere zerstörte Hoffnung ist euer Glück. Ihr seid nah dran!“

 

Dunkelziffer:

Los Karl! Pack mit an!

Zusammen können wir es schaffen.

 

Karl Klebebart:

„Viel Erfolg wünschen euch Eure deprimierten Kellernachbarn unter euch auf 58.“

 

Dunkelziffer:

Mann. Leg die Zettel weg!

Komm schon, Karl.

 

Karl Klebebart:

„Vergesst die Sache!“

 

Dunkelziffer:

Ich fass es nicht! Er liest sie alle!

Lies lauter! Vielleicht hilft ja die Vibration.

 

Karl Klebebart:

„Charlie Jr., alter Depp, wenn du das liest, dann warst du schon wieder zu blöd für die einfachsten Sachen und hast dir den Abwärtsbunker echt verdient. Gezeichnet: Charlie Senior.“

 

K:

Charlie Senior? Den kenn ich!

 

Dunkelziffer:

Brauchst du vielleicht ein Kissen, K?

Schluss mit dem Gerede! Weitergraben!

 

Karl Klebebart:

„Die 58. fordert von euch: Macht weiter. Grabt für die Solidarität.“

 

K:

Los Karl.

 

Dunkelziffer:

Mund halten! Graben! Graben! Graben! Graben! Graben!

Los! Ein Motivationslied!

 

Dunkelziffer:K:

Schaub! Schaub! Schaub! (KK steigt mit ein)

Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub!

 

Karl Klebebart:

Das ist doch kein Lied.

 

(kurze Stille)

 

Dunkelziffer:

Schaub! Schaub! Schaub!

 

Dunkelziffer:K:

Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub!

Dunkelziffer:

Mann, Schaub!

 

Nimm den Blechteller! Nimm den Blechteller!

 

K:

Wie dick ist diese Wand eigentlich?

 

Dunkelziffer:

Nimm den Blechteller!

 

K:

Mit dem Löffel geht es aber gut.

 

Dunkelziffer:

Aber mit dem Teller, da geht’s schneller! Ende der Diskussion!

 

Dunkelziffer:K:

Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub!

 

K:

Es fühlt sich hohl und dünn an.

 

Dunkelziffer:

Klopf mal!

 

(knock knock)

 

Dunkelziffer:

Tatsächlich.

Wir sind ganz nah dran.

 

K:

Ein Loch!

 

Dunkelziffer:

Ein Loch? Ein Loch! Ein Loch! Wir haben einen Durchbruch!

 

K:

Wir haben einen Durchbruch!

Meine Hand passt schon durch!

 

Dunkelziffer:

Los, weiter! Hand raus!

Nimm die Hand raus!

Hand raus!

 

Maschinenstimme:

Etagenwechsel in zehn Minuten!

 

Dunkelziffer:

Ah, verdammt. Etagenwechsel.

Die nächsten werden es schaffen. Nicht wir!

Jene, die einen Tag nach uns inhaftiert wurden.

 

Karl Klebebart:

„Welch grausamer Witz auf unsere Kosten.“

 

Dunkelziffer:

Lass uns weitergraben bis wir entweder ausbrechen oder erwischt werden.

Scheißegal, ob der Fluchttunnel entdeckt wird.

Wenn wir nicht ausbrechen können, dann soll es niemand.

Karl, mach endlich mit.

Mach mit, los!

Schaub! Schaub! Schaub! Schaub! Schaub!

Mann, Sabotage! Sabotage!

Nein! Wir müssen alles wieder aufräumen. Alles muss unverdächtig aussehen, damit die nächsten es schaffen können.

Nein, wir hauen alles kurz und klein.

Karl, mach endlich mit. Du machst jetzt mit! Du machst jetzt mit! Mach mit!

Nein, noch mal alles geben. Wir müssen alles geben! Irgendwie muss es gehen! Karl… Es ist vorbei

 

Karl Klebebart:

Ah, das war’s schon, das ist der letzte Zettel, also der erste:

„Keine Nachricht von uns. Wir haben schon das Schild gebastelt. Schaub und Co.“

 

Dunkelziffer:

Es ist vorbei!

…schreib einen Gratulationszettel: Gratulation von der 58.! Ihr schafft den Ausbruch!

 

Karl Klebebart:

Aber wir haben keinen Stift.

 

 

6. und letztes Kapitel, in dem die unendliche Kiste für die eine oder andere Wendung sorgt, sich für zwei Drittel des Fluchttrios wesentliches ändert und wo drei Gestalten letztendlich zwei Gründe zum lachen haben

 

Szene 21: deprimierende 58. Etage

 

Erzähler:

Aus Erfahrung wurde die 58. Etage zur „Etage der Enttäuschten“. Die Gefängnisleitung kannte die Ursache nicht, aber Fakt war, dass alle dort so schlapp und unmotiviert waren, dass man beschloss, das sei schon Folter genug. Und man könne dort die Gefangenen einfach in Rufe lassen, das spare auch Mittel.

Alle waren deprimiert, aber es war nur eine Frage der Zeit, wann sie nicht mehr deprimiert sein würden.

 

Szene 22: die Maxiratte taucht auf

 

K:

Ungeziefer!

 

Dunkelziffer:

Unverschämtheit! Ich heiße Dunkelziffer!

 

K:

Nein, da! Maxiratten!

 

Maxiratte:

Maxiratte! Singular bitte! Ich bin alleine.

Ich bin nur eine Testratte.

Bin ich hier auf der 58.?

Ich war eben versehentlich auf der 57., da ist die Hölle los.

Ich suche einen Superhelden mit Rüssel. Dunkelziffer ist sein Name.

 

Dunkelziffer:

Ich bin Dunkelziffer. Ich habe keinen Rüssel mehr.

 

Maxiratte:

Das macht nichts. Der Name ist wichtiger.

 

 

Szene 23: Dunkelziffer wird gerettet

 

Erzähler:

Die Maxiratte richtete sich auf, schnappte sich Dunkelziffer und zog ihn mit einem Ruck und sich selbst ins Nichts.

 

Hier in diesem Fall hat Allegro das Nichts als Transportmittel benutzt und seinen Feind fürs Leben, die Maxiratte, gefangen und zu Testzwecken in der Kiste eingesetzt, um Dunkelziffer zur Rede zu stellen.

 

Leider dauert das Reisen durchs Nichts oft einige Minuten.

 

aus diesem Nichts zog es die beiden dann direkt in die unendliche Kiste

Und dort wurden sie geradezu ausgespuckt vor Allegro,

der sich jetzt der offizielle Hüter der Kiste nannte und auch so angesprochen werden wollte.

 

Szene 24: Wünsche

 

Allegro:

Verdammtes Biest! Bringt alles durcheinander!

Dunkelziffer, du hast mich eingesperrt und mir Spaß versprochen.

Obwohl ich zuerst dachte, du würdest dein Versprechen nicht halten, muss ich gestehen, dass ich mittlerweile doch Spaß habe und meine Allmacht in der Gefangenschaft genieße.

Ich möchte nichts schuldig bleiben. Deshalb erfülle ich dir einen Wunsch, wenn es mir möglich ist.

 

Dunkelziffer:

Nur einen?

 

Allegro:

Ja, es kann aber auch ein großer sein.

 

Dunkelziffer:

Das muss ich gut überlegen, damit ich mir ja nichts falsches wünsche.

Wenn ich drei Wünsche hätte, würde ich mir immer mit dem letzten Wunsch, drei weitere Wünsche wünschen. Ein Wunsch ist direkt schon der letzte, also

Mein Wunsch ist: drei Wünsche sollen erfüllt werden.

 

Allegro:

Schlaues Kerlchen, aber es scheint mit deinem Wunsch alles in Ordnung zu sein.

 

Dunkelziffer:

Erstens: K. soll hierher kommen

Zweitens: Karl Klebebart auch

Drittens möchte ich drei weitere Wünsche erfüllt bekommen

 

Allegro:

Schlaues, schlaues Kerlchen,

Erstens: Ich bin der Hüter der Kiste, nicht irgend so eine Fee, die man verarschen kann, weil sie an irgendwelche Verträge gebunden ist.

Zweitens: Ich hol dir die beiden hierher, aber dann ist gut. Ich habe hier etwas zu erledigen.

Drittens brauch ich dafür deine Hilfe, weil die Maxiratte weg ist. Ich gehe da nicht rein, denn ich bestimme über die Kiste. Du musst selbst *** diese Personen holen, wer und wo auch immer sie sein mögen.

 

Szene 25: Rettung von Karl und K.

 

Erzähler:

Dunkelziffer verschwand in der unendlichen Kiste und kam zurück mit K. Die Freude war groß.

Dann sprang er erneut hinein und wollte Karl Klebebart holen, doch dieser war nicht auffindbar.

Er sprang noch ein paar mal in die Kiste und wieder zurück, bis er Karl endlich in der Küche fand, Karl war seit der Begegnung mit der Maxiratte immer wieder in Ohnmacht und schließlich wegen der Einsamkeit der letzten Minuten in einen Scheintod gefallen, den aber alle für einen Tod hielten.

 

Karl Klebebart:

Wo sind meine elektrischen Augenbrauen?

 

Erzähler:

Als die beiden aus der Kiste purzelten, war Karl schon wieder am Leben, da im Nichts ja automatisch alles auf Null minimiert und später dann wieder neu aufgepumpt wird. Aber das sind nur die technischen Feinheiten der Kiste, die kaum jemanden interessieren werden.

 

Szene 26: Abschied

 

Dunkelziffer:

Los, zum Ausgang.

Ich habe wieder Rüsselkontrolle.

Die Tür übernehme ich.

Achtung! Explosion auf 3.

1…

 

Karl Klebebart:

Ja, wir haben es geschafft!

 

Dunkelziffer:

Die Tür ist auf.

Los K. Wir hauen ab!

 

Karl Klebebart:

Komm schon K.

Erzähler:

K. konnte sich nicht entschließen mitzukommen.

Als er auf Null minimiert und dann wieder neu aufgepumpt wurde, war sein Herz zwar wieder komplett hergestellt worden, allerdings war er dadurch nun doppelt halbherzig geworden.

Er spielte Schere-Stein-Papier gegen sich selbst, um eine Entscheidung herbeizuführen, allerdings endete jedes Spiel mit einem Unentschieden, sodass K letztlich dort blieb, wo er war.

Dunkelziffer und Karl Klebebart schlossen die Zelle zu und rannten in geheimen Fluren Richtung Außenmauer des Folterkomplexes, Richtung Freiheit. Möglichkeiten unbegrenzt.

 

Szene 27: Fluchtaction

 

Karl Klebebart:

Rechts

Hier links

 

Dunkelziffer:

Hier links

 

Karl Klebebart:

Eine große Kurve

 

Dunkelziffer:

Und dann Zickzack

 

Karl Klebebart:

Aufgepasst! Eine Falle!

 

Dunkelziffer:

Todesstrahlen!

 

Karl Klebebart:

Todesstrahlen!

 

Dunkelziffer:

Verbrennungsstrahlen!

 

Karl Klebebart:

Auch nicht gut.

 

Dunkelziffer:

Runter!

Weiter runter!

Weiter runter!

Ein bisschen höher!

Jetzt rauf!

 

Karl Klebebart:

Aber nicht die Linie berühren!

 

Erzähler:

Sie überschritten zahlreiche Hindernisse, kämpften sich tapfer durch und erreichten schließlich die letzte Luke. Freiheit. Süße Freiheit.

 

Karl Klebebart:

Uh, wie das riecht.

 

Dunkelziffer:

Überwindung.

So riecht die Freiheit!

Ins Röhrensystem rein, los.

 

Karl Klebebart:

Da vorne! Die Luke.

 

Dunkelziffer:

Drehen.

 

Karl Klebebart:

Fester.

 

Dunkelziffer:

Los, drehen, gleichzeitig, gleichzeitig.

 

Karl Klebebart:

OK!

Und…

 

Dunkelziffer:

Ah. Karl Klebebart. Allein für diesen Augenblick, da hätte es sich schon gelohnt.

 

 

Erzähler:

Sie hatten nicht damit gerechnet, bei Berührung mit Luft zu explodieren.

Aber das sind nur technische Feinheiten des Folterkomplexes, die kaum jemanden interessieren werden.

 

Szene 28: Schmidt und die Explosion mit Musik

 

Schmidt:

Zeigen sie das noch mal!

 

guter Bulle:

aber gerne, Schmidt.

 

Schmidt:

Hahahahaha

 

guter Bulle:

Hahahahaha

 

 

Szene 29: aufräumen

 

Wärter:

Wissen sie, wir Wärter scherzen immer: „Gut oder böse – je nach Größe!“

Aber das ist Maschinenhumor, den kein Mensch versteht. Hahahahaha.